Mit dem Roman „Die Hauptstadt“ gelang Robert Menasse, geboren 1954 in Wien, einer der größten literarischen Erfolge der letzten Jahre: 2017 mit dem Deutschen Buchpreis prämiert, von Kritikern bejubelt und über Monate auf der Bestsellerliste. Und ja, wir waren ebenfalls hingerissen vom anarchischen Witz und politischen Ernst dieses Brüsseler Spektakulums – und erst recht von den Charakterbildern, die viel zu verrückt sind, um ausgedacht zu sein. Denn eine Rechercheleistung in den Kammern und Kantinen der EU-Institutionen war „Die Hauptstadt“ außerdem. Danach zog Menasse sich aus der Öffentlichkeit zurück; nicht einmal seine polemischen, scharfzüngigen, leidenschaftlichen Widerworte gegen den Nationalismus waren mehr zu hören. Als wir nun erfuhren, dass im Herbst endlich ein neuer Roman erscheint, Arbeitstitel: „Die Erweiterung“, sprachen wir die Einladung ausnahmsweise ohne vorherige Lektüre aus – denn schlecht zu schreiben, das hat Robert Menasse noch nie hingekriegt.