Programm Tag #1
03.06.2025
19:00 | Konzertsaal
Artist Talk moderiert von Thomas Venker
20:00 | Konzertsaal
Sanam Quartet
21:00 | JAKI
Stereotype
22:00 | Konzertsaal
HUUUM
Kuratiert von NICA artist Sophie Emilie Beha. In Zusammenarbeit mit Mona Matbou Riahi.
Sanam Quartet
Sanams Musik zeichnet sich durch ihren lyrischen und sehr persönlichen Charakter aus. Sie entspringt scharfen Beobachtungen der Welt und intimen Reflexionen. Ihre Stimme ist sowohl stark als auch verletzlich, sie erzählt nicht nur ihre eigene Geschichte, sondern spricht auch soziale und politische Themen an, was ihren Sound sowohl persönlich als auch universell macht. Ihren Wurzeln folgend, verbindet Sanam ihre Einflüsse aus der Musik des Nahen Ostens und persischen Texten mit der ausdrucksstarken Tiefe des westlichen Alternative-Cinematic-Pop. Bei Houbara - Resonanzen Iran erweitert Sanam ihr Trio zum Quartett: Umgeben von der Freundschaft der anderen, zelebrieren die vier Musikerinnen ein verletzliches und intuitives Musizieren, das das Publikum emotional berührt und mitreißt.
Stereotype
Die Geschichte von Stereotype ist eine Geschichte des Trotzes. Immer wieder gilt es Grenzen zu überwinden – gesellschaftlich und geografisch, mental und emotional. Das Musizieren erschien den zwei Musikerinnen bisweilen gar unmöglich und war doch die einzige Lösung. Sie ist Ventil und Zuflucht, Kriegserklärung und treibende Kraft. Meshcut und Xeen kanalisieren Trauer, Unruhe und Hoffnung in intensive Songs zwischen elektronischem Rock und Synthwave.
Roh, experimentell und mit einer dunklen Anziehungskraft: Es schwingen stets all die Spannungen mit, die das Duo auf seiner bisherigen künstlerischen Reise erlebt hat. Sound, Gesang und Texte spiegeln nicht nur seine äußere Reise von Teheran über Istanbul nach Paris wider, sondern auch innere Zustände, die tief von der Unterdrückung in der iranischen Heimat und dem daraus resultierenden Nomadentum geprägt sind.
HUUUM
HUUUM verschmilzt folkloristisch geprägten iranischen Gesang, Free Jazz, Ambient und elektronischen Beats und kreiert so eine völlig neue Art von Tanzmusik. Die Band steht für Synthese, Offenheit, Substanz und eifrige Unnachgiebigkeit. Atypische Rhythmen, mikrotonale Musik, mehrsprachiger Gesang und einfühlsame Improvisationen verflechten Kunstformen und Kulturen. Das Trio erfindet die geopolitische Musiklandschaft neu: Gemeinsam gehen die Musiker:innen der Frage nach, wie ihre Instrumente in der Klangwelt der jeweils anderen Kulturen sprechen können – etwa wenn westliche Saxofonklänge versuchen, das persische Blasinstrument Serna nachzuempfinden. Die Kraft des Lernens, Verlernens und Wiedererlernens ist ein spürbares Werkzeug und ein Leitfaden für den kreativen Input und Output des Trios. Das Ergebnis: Musik, die mutig ist, neu, überraschend – und sich für nichts entschuldigt.
Programm Tag #2
04.06.2025
19:00 | Konzertsaal
Hanna Grześkiewicz: Sounding a Revolution – Feminist Resistance in Iran
20:00 | Konzertsaal
Zemiene
21:00 | JAKI
Ava Rasti solo
22:00 | Konzertsaal
Metwalli/ Beaini/ Sartorius
Kuratiert von NICA artist Sophie Emilie Beha. In Zusammenarbeit mit Mona Matbou Riahi.
Hanna Grześkiewicz: Sounding a Revolution – Feminist Resistance in Iran
Eine Revolution zum Klingen bringen: Feministischer Widerstand im Iran
In den drei Monaten nach der Ermordung von Jina Amini durch die iranische Sittenpolizei am 16. September 2022 wurde der Iran von einer feministischen Revolution erfasst. Die Lecture Performance von Hanna Grześkiewicz ergründet diese Revolution und ihre anhaltenden Resonanzen nun fast drei Jahre später. Sie versammelt die Stimmen von Wissenschaftlerin Chowra Mekaremi, von Golchehr Hamidi Manesh vom Kollektiv Only Voice Remains und von Behrooz Moosavi vom Festival Tehran Contemporary Sounds sowie Lieder, Gesänge und Geräusche im öffentlichen Raum.
Klang wird als Instrument eingesetzt, um die Komplexität einer Revolution zu entwirren, ihre Vision für die Zukunft zu hören und die Erinnerungen und Hoffnungen einer Gemeinschaft festzuhalten. Diese Lecture Performance kreist um zwei Hauptfragen: Wie hört sich die Revolution an? Welche Rolle spielt Klang in einer Revolution?
Zemiene
Zemiene verbindet balkanische, persische, baltische und nordische Geschichten, Temperamente, Volkslieder und Klangwelten. Die vier Musikerinnen haben unterschiedliche Hintergründen, Werten und kulturelle Perspektiven. Sie beschreiben Zemiene als den fruchtbaren gemeinsamen Boden, auf dem durch Musik die Saat für die Verbindung der Kulturen aufgeht: „Musik ist das Medium, um zusammenzukommen und unsere Geschichten als junge Künstlerinnen in unserer globalen Gegenwart zu erzählen. Durch unsere Musik verbinden wir die Menschen auf eine Art und Weise, wie es nur Musik kann, und erinnern uns daran, dass wir trotz unserer Unterschiede eine gemeinsame Menschlichkeit teilen.“
„Zemiene“ ist ein lettisches Wort, das das flache und fruchtbare Land in Südlettland beschreibt. „Zämin“ auf Persisch und “Zemin” auf Türkisch bedeuten “die Erde”. Außerdem ist „Zemlja“ ein weiteres ähnlich klingendes Wort, das auf Slowenisch „Land“ bedeutet. Mit jedem Auftritt erinnert Zemiene daran, dass Musik die Kraft hat, Gräben zu überbrücken und Menschen zusammenzubringen.
Ava Rasti solo
Ava Rasti ist eine in Teheran geborene Musikerin, Komponistin und Künstlerin. Ihre Musik offenbart Rastis Interesse am Geschichtenerzählen. Sie experimentiert an der Schnittstelle zwischen Ambient, zeitgenössischer Klassik und Drone-Musik. Als Teenager gründete Rasti eine Post-Punk-Girlgroup in Teheran, heute wählt sie deutlich moderatere Klänge und spielt Klavier und Bassgitarre.
Metwalli/ Beaini/ Sartorius
Die Premiere eines brandneuen Energiebündels bildet den krönenden Abschluss des Festivals: Sängerin Aya Metwalli, Produzent Rabih Beaini und Schlagzeuger Julian Sartorius sind über Umwege alle in Bern gelandet und haben sich jetzt zusammengetan. Ihre Musik ist inspiriert von Lärmbelästigung, kaputten Lautsprechern, den Unterwelten des Techno, Spannung und Entspannung. Metwalli verstreut ihre Sprachkonstrukte zwischen mikrotonalen arabischen Maqamen, verstimmter Oper und Tierlauten. Rabih Beaini hat sich auf körnigen, fantasievollen Analog-Techno spezialisiert. Und Julian Sartorius formt mit seinem Spiel ungehörte, raumgreifende Patterns.