Die Kölner Saxofonistin Luise Volkmann ist eine passionierte Grenzgängerin und Geschichtenerzählerin. Nicht umsonst veröffentlicht sie das dritte Album ihrer 13-köpfigen Band Été Large unter dem Titel The Stories We Tell. Geschichten im Zeichen eines neuen Bekenntnisses zur Einfachheit. Alles Überflüssige muss weg, damit sich die Leidenschaft umso klarer manifestieren kann.
Mit narrativer Wucht und poetischem Feingefühl setzt Volkmann das zu Erzählende musikalisch um. Musik ist kein Selbstzweck für sie. Es geht ihr um etwas. Jeder Ton, jede Silbe löst bei den Hörer:innen etwas aus. Unaufdringlich und unprätentiös transportiert die Komponistin die Verantwortung, die sie spürt und wahrnehmen möchte: In Zeiten, in denen Polarisierung immer stärker spürbar wird, möchte ich meiner Musik die Kraft geben, mit ihren Geschichten Ambivalenzen nebeneinander zu stellen. Ich kann gleichzeitig über verschiedene Dinge wütend oder traurig sein und trotzdem auch Verständnis für andere Empfindungen oder Haltungen aufbringen. Die Komplexität des Denkens und Handelns fühlbar zu machen und damit die Grundlage für einen offenen Dialog zu schaffen, ist mir wichtig.
The Stories We Tell markiert das zehnjährige Jubiläum von Été Large. Mit diesem Album gelingt es der Leaderin und ihrem Kollektiv, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. In ihren Arrangements pflegt Luise Volkmann einen sehr behutsamen Umgang mit den Möglichkeiten einer Großformation. Den Sounds der einzelnen Instrumente wird viel Raum zum Atmen gegeben. So geht es auch um die Zwischenräume, die Hörer:innen mit ihrer Imagination ausfüllen können. Eine Musik, die nicht innehält, wenn sie verklungen ist, denn Luise Volkmanns hymnische Weisen bleiben haften und hallen nach. Été Large ist eine Band, der man mit und beim fortwährenden Staunen zuhören kann.
Seit 2022 wird Luise Volkmann durch NICA artist development unterstützt. Mit dem Release-Konzert ihres dritten Albums mit Été Large beschließt sie ihren Förderzeitraum.
Fotocredit: © Anna Roters